Ein Jahr im Regen tanzen zu lernen!
Liebe Leser,
im Folgenden werde ich sie über mich und meinen Freiwilligendienst in Ghana informieren. Ich bin 20 Jahre alt und habe im Juli mein Fachabitur bestanden. Die Zeit nach dem Schulabschluss erschien mir die einzig richtige um meinen Traum zu verwirklichen; ein Jahr in Afrika mit Kindern zu arbeiten. Meine Liebe zur Arbeit mit Menschen entdeckte ich, als ich mehrere Praktika in sozialen Einrichtungen machen durfte.
Ich werde oft gefragt warum ich mich für Ghana entschieden habe. Es war eigentlich Zufall. Der Kontakt zu Pater Moses ist über meine Mutter entstanden. Nach unserem ersten Treffen stand fuer mich sofort fest, dass es nach Ghana geht. Seine Vision für die Menschen in Ghana und die Umsetzung im Projekt hat mich beeindruckt und sofort überzeugt.
Ich lebe und arbeite nun seit drei Monaten in Namoo, was im Norden Ghanas liegt. Dort sind ein Mitarbeiter der Stiftung und ich für 42 Schützlinge, die in Namoo und Umgebung leben zuständig. Ich bin erst die dritte Freiwillige bei der Stiftung Regentropfen, was mir viel Gestaltungsfreiheit gibt. Das schätze ich an meiner Arbeit. Das wichtigste ist, die Schützlinge regelmäßig zu besuchen und sicherzustellen, dass es ihnen gut geht. Ein Besuch läuft wie folgend ab: wir stellen den Schützlingen Fragen, zum Beispiel wie es ihnen in der Schule geht, ob sie mehrmals am Tag essen oder ob sie irgendwelche Probleme im Alltag haben. Anschließend schreibe ich einen Brief mit ihnen, an ihre Paten oder ihre Brieffreunde aus Deutschland. Dabei beobachte ich, ob sie selbstständig Sätze bilden können und die Rechtschreibung beherrschen. Oder ich lasse sie aus einem Kinderbuch vorlesen, erkläre ihnen den Inhalt und helfe ihnen mit der Aussprache. Einige Kinder können kaum Englisch, deshalb muss der Mitarbeiter meine Fragen und Erklärungen in Gurune übersetzen. Über den Besuch schreibe ich anschließend einen Bericht, welcher an das Team in Deutschland und die Paten der Schützlinge weiter geleitet wird.
Mein Tag beginnt meistens um sechs Uhr, denn länger lassen mich die Hühner der Nachbarn nicht schlafen. Die Arbeit fängt aber erst um acht Uhr an. Vormittags stehen vor allem Schulbesuche auf meinem Plan. Auch sie sind wichtig, durch sie können wir sicherstellen dass die Schützlinge regelmäßig die Schule besuchen und die Lehrer nach ihrem Eindruck von den Schützlingen und ihren Schulleistungen fragen. Nach den Schulbesuchen nehme ich mir Zeit, um Berichte über die letzten Schul- und Hausbesuche zu schreiben. Montag und Freitag Vormittag haben wir Meetings mit allen Mitarbeitern der Stiftung im Büro in Bolgatanga. Sie dienen dazu, sich auszutauschen, die erledigte Arbeit zu evaluieren und die ausstehende Arbeit zu strukturieren. Die Nachmittage nutze ich, um die Schützlinge zu Hause zu besuchen. Mittlerweile haben mehrere deutsche Schulen eine Patenschaft mit Schulen in Namoo. Es ist meine Aufgabe diese zu koordinieren, zum Beispiel den Briefwechsel zwischen den Schülern zu betreuen und den deutschen Schulen Rückmeldungen in Form von Fotos, Videos und Berichten über ihre Projekte zukommen zu lassen.
Die Arbeit mit den Schützlingen ist sehr erfüllend, sie strahlen so viel Dankbarkeit aus. Leider sind alle von ihnen vernachlässigt. Unter ihnen sind viele Halbwaisen und Waisen, doch auch Kindern deren Eltern noch leben geht es nicht besser. Viele der Eltern sind ungebildet und haben deswegen Schwierigkeiten eine Arbeit zu finden. Sie bauen Reis, Mais und Hirse an, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Einige lassen ihre Familien zurück, um in den großen Städten wie Accra und Kumasi zu arbeiten. Die Kinder sind also früh auf sich selbst gestellt. Niemand hat Zeit ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen oder andere wichtige Bedürfnisse zu stillen. Doch auch die Situation in der Schule ist schwierig. Es fehlt vor allem an Lernmaterialien und der Grundausstattung wie Tischen und Stühlen. Die Schulklassen sind zudem sehr groß, es sind zum Teil 30- 60 Schüler in einer Klasse.Deswegen bieten wir Freitags ein Programm für die Schützlinge an. Erst geben wir Nachhilfe in Englisch und Mathe, anschließend wird gespielt. Die Nachhilfe ist sehr wichtig für die Schützlinge. Einige besuchen schon mehrere Jahre die Schule, scheitern aber daran ihren Namen zu schreiben. Sie wollen es aber tun: wir sind da für sie.
Wie ich mein Leben mit den Menschen vor Ort?
Ich wurde von den Mitarbeitern der Stiftung und den Dorfbewohnern sehr herzlich aufgenommen. Sie lassen mich an ihrem Leben teilhaben und versuchen mir ihre Kultur nahe zu bringen. Es ist pauschal gesagt einfach alles anders. Es fängt schon damit an wie die Menschen miteinander umgehen.Das Grüßen ist in Ghana sehr wichtig. Wann immer ich aus dem Haus gehe werde ich gegrüßt, gefragt wie es mir geht und wo ich hin gehe oder was ich heute schon gegessen habe. Die Ghanaer sind von jedem Versuch begeistert, den ich unternehme, um mich zu integrieren. Sie jubeln wenn ich mit ihnen tanze, sie lachen, wenn ich mit den Händen esse, sie klatschen wenn ich Wasser auf meinem Kopf trage und sie sind fasziniert sobald ich ihre Sprache spreche. Einige Kinder haben noch nie Weiße gesehen, sie rufen „Solomia", wenn sie mich sehen. Das bedeutet Weiße auf Gurune. Sie freuen sich riesig einfach nur neben mir zu sitzen oder meine Haut und meine Haare berühren zu dürfen. Die Mitarbeiter haben zu mir gesagt dass ich schon zu einer Ghanaerin geworden bin. Das macht mich sehr stolz! Ich genieße jeden Tag in Ghana und fühle mich in Namoo wie zu Hause. Ich bin dankbar die Projekte der Stiftung wachsen zu sehen und die Fortschritte der Kinder mitverfolgen zu dürfen. Ich wünsche Ihnen auch im Namen der Schützlinge, der Menschen in Namoo und der MitarbeiterInnen der Regentropfen Education Foundation weiterhin eine gesegnete Adventszeit.
Nora Kießer
Volunteer
Regentropfen Education Foundation
P. O. Box 338
Bolgatanga, Upper East Region
Ghana