Jakob-Brucker-Gymnasium in Kaufbeuren für nachhaltige Entwicklungshilfe
Die diesjährige Abiturklasse Q12 des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren startete bereits zum Schuljahr 2011 mit einem Projekt-Seminar, das nun seinen Abschluss fand in einer Veranstaltung mit Podiumsdiskussion zum Thema „Entwicklungshilfe – aber wie?“
Beginnend mit einem ergebnisoffenen Planspiel arbeiteten die Jugendlichen sich unter Begleitung Ihres Lehrers Florian Keller mehr als ein Jahr lang mit viel Recherchearbeit, sehr motiviert und engagiert durch die verschiedenen Schichten und Aspekte der Entwicklungs-hilfe. Ihre Arbeit warf zahlreiche Fragen auf, die beantwortet werden wollten. Was würde sich da besser anbieten als eine Podiumsdiskussion mit Experten und Betroffenen?
Franzsika Koch und Benedikt Leonard begrüßten die rund 50 Gäste, führten in kurzen Statements in die Thematik des Abends ein und stellten nacheinander die eingeladenen Diskutanten vor.
Pater Dr. Moses Asaah Awinongya SVD war zum einen als Diskutant für die Podiumsdiskussion nach Kaufbeuren eingeladen worden, andererseits aber auch, um die Projekte der „Stiftung Regentropfen – Bildung zum Leben“ vorzustellen, die ja – wie Pater Moses es in seinem Vortrag nannte – weniger Entwicklungshilfe als vielmehr Entwicklungszusammenarbeit mit den betroffenen Menschen in Ghana sind. Er stellte anhand der Stiftungsarbeit dar, dass mit der Förderung von Schul- und Berufsausbildung für bedürftige Kinder in seiner Heimat gezielt Hilfe zur Selbsthilfe gegeben wird. Den geförderten Jugendlichen und (soweit vorhanden) auch ihren Familien wird vermittelt, dass sie ihr eigenes Leben und die Zukunft ihrer Generation selbst in die Hand nehmen müssen. Ausgestattet mit dem Grundkapital einer guten Ausbildung, müssen sie - nachdem die Stiftung Regentropfen ihnen Starthilfe gegeben hat - mit Fleiß und Engagement anpacken und in Solidarität mit anderen einheimischen Jugendlichen mehr oder weniger selbstständig die Entwicklungszusammenarbeit fortsetzen. Nur so werden die Menschen - besonders im armen Norden Ghanas - eine Chance auf eine gute Zukunft und auf Entwicklung ihrer Region und ihres Landes haben.
Diese Ersthilfe mit dem Ziel der Eigeninitiative und Selbstständigkeit wurde auch von Herrn Stefan Richter betont; er war ebenfalls Diskutant auf dem Podium und ist Pressesprecher von HUMEDICA, einer Organisation die seit über 30 Jahren weltweit in 90 Ländern in der Notfall- und Katastrophenhilfe aber auch mit Projekten vornehmlich im Gesundheitswesen tätig ist.
Als weitere Diskutantin war Frau Gerlinde Lantzberg eingeladen. Die Soziologin hat Jahrzehnte lang weltweit Entwicklungsprojekte begleitet, unter anderem für die EU und die UN. Heute kümmert Frau Landsberg sich ehrenamtlich mit viel Fürsorge um die Belange von Flüchtlingen und Asylanten in der Region Schongau.
Einleitende sehr treffende, hinterfragende, kritische und zum Teil auch provokante Worte fand die Moderatorin des Abends, die Abiturientin Sandra Isenburg. Versiert führte sie mit einem sehr aufschlussreichen Statement zum Thema des Abends in die Diskussion ein; konzentriert und souverän leitete sie die Gespräche am runden Tisch, brachte die Wortbeiträge der Diskutanten immer wieder geschickt auf den Punkt und forderte charmant aber auch mit einer „sanften Hartnäckigkeit“ Antworten auf die Fragen, die von der Abiturklasse erarbeitet worden waren; so z. B.: „Warum Entwicklungshilfe? Aus Nächstenliebe oder als Wirtschaftsfaktor für die Geberländer? Wäre wirtschaftliches Interesse nicht die falsche Motivation? Entwicklungshilfe für Länder mit Diktaturen – ja oder nein? Wohin gehen Fördergelder wirklich? Wie muss Entwicklungshilfe aussehen?“
Basierend auf diesen Fragen entstand eine sehr interessante aber auch kontroverse Diskussion, der die Zuhörer aufmerksam lauschten und die auch Nachfragen aus den Reihen der Zuhörer initiierte.
Freilich konnte bei so einem komplexen Thema und in der begrenzten Zeit eines Abends niemand ein Patentrezept dafür liefern, wie Entwicklungshilfe immer zu 100 % Früchte tragen könnte. Dennoch darf man als Fazit des Abends wohl zusammenfassen, dass mit gezielter Entwicklungszusammenarbeit mit den Menschen in den Empfängerländern viel Gutes geschehen und Schritt für Schritt die Entwicklung eines Landes erfolgen kann. „Entwicklungszusammenarbeit ist notwendig und Not wendend“, so P. Moses, und überall wo Hilfe gegeben wird gilt, was die Stiftung Regentropfen sich als Motto für ihre Arbeit erwählt hat: Jeder Tropfen zählt und jede Hilfe zur Selbsthilfe ist wertvoll, bewahrt und fördert Leben und gibt Menschen eine Chance, die sonst keine Perspektive hätten.
Umrahmt wurde der Abend von drei jungen Männern, der Band „Random Walk Theory“, die am Anfang, in der Pause und auch zum Abschluss ihr musikalisches Talent auf ihren Instrumenten zum Klingen brachten.
Auch für das leibliche Wohl der Gäste war bestens gesorgt – Sabrina Meier und Jacob Brasseler reichten mit den Jugendlichen des Seminares gekonnt hergestellte Tramezzini -herzhaft und vegetarisch – über die sich alle freuten und die beim Publikum dankbare Genießer fanden.
Ein rundum gelungener Abend!
Die jungen Menschen des Seminars haben viel Zeit und Mühe investiert. Das Kompliment für einen interessanten wie auch unterhaltsamen kurzweiligen Abend gebührt uneingeschränkt der Abiturklasse Q12 und ihrem Lehrer Florian Keller.
Das ist die Jugend von heute, die mit Engagement, Geist und auch Witz Strategien entwickeln und anpacken kann, um der Jugend in Entwicklungsländern ein lebenswertes Morgen zu geben.
Danke liebe Schüler:
Carsten Beuth, Jacob Brasseler, Alperen Bulut, Jonathan Bundschuh, Maximilian Fritsche, Sören Hansch, Sandra Isenburg, Franziska Koch, Benedikt Leonard, Sabrina Meier, Benedikt Kucis, Lukas Püttner, Raphael Schöneberg
Bleibt dran - Ihr werdet gebraucht!
Hier finden Sie ein paar Eindrücke des Abends.